Weltkindertag: 20. November 2020
Am 20. November 2020 ist wieder einmal Weltkindertag. In mehr als 140 Staaten sollen für einen Tag die Bedürfnisse der Kinder und die Kinderrechte in den Fokus und ins Bewusstsein der Menschen gerückt werden. Das Motto „Kinderrechte schaffen Zukunft“ spricht Kinderschützern aus der Seele. Der Deutsche Kinderverein e.V. fordert beispielsweise seit langem die Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz. Bisher vergeblich. Auch im Kampf gegen Vernachlässigung, Misshandlung und Sexuelle Gewalt ist der Verein engagiert dabei, Verbesserungen im Kinderschutz anzumahnen.
Denn über eines kann ein Weltkindertag mit seinen vielen gut gemeinten Aktionen nicht hinwegtäuschen: In Deutschland steht es mit dem Kinderschutz nicht zum Besten. Große Skandale, die in letzter Zeit aufgedeckt wurden sind da nur die Spitze des Eisbergs – die Zahlen in Deutschland stagnieren seit Jahren auf hohem Niveau. 112 Kinder starben im vergangenen Jahr an den Folgen von Misshandlung, die meisten von ihnen jünger als sechs Jahre. Mehr als 4000 Misshandlungen und fast 16.000 Fälle sexueller Gewalt gegen Kinder zählt die Polizeistatistik. Kinderschützern ist angesichts dieser Statistik nicht zum Feiern zumute.
Um endlich eine breite politische Debatte und damit mehr Bewegung im Kinderschutz anzustoßen, kommt der Deutsche Kinderverein e.V. anlässlich des Kindertages in diesem Jahr mit einer drastischen und ungewöhnlichen Forderung: „Wir fordern den Bundestag und die Länderparlamente auf, den Abgeordneten in aktuellen Stunden Bilder und Videos zu zeigen, die unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte und des Opferschutzes ausgewählte Abbildungen und Videos der Taten sowohl von Vernachlässigungsfolgen, körperlicher und sexueller Misshandlung von Kindern und Jugendlichen das unendliche Leid und Gewalt an Kindern sichtbar machen“, erläutert Rainer Rettinger, Geschäftsführer des Vereins.
„Es sind Bilder, die kaum zu ertragen sind. Und doch müssen sich die Ermittler Tag für Tag durch Abertausende derartiger Zeugnisse der Gewalt kämpfen, um den Tätern auf die Spur zu kommen.“ Abgeordnete, so Rettinger, seien Repräsentanten des gesamten Volkes und damit auch der Kinder. „Das Thema darf von Parlamentariern nicht verdrängt, ignoriert oder gar bagatellisiert werden. Wer diese Bilder einmal gesehen hat, versteht wie wichtig der Kinderschutz in Deutschland ist und entsprechend auf die Tagesordnung aller Abgeordneten gehört.“ Das Thema gehöre in die Parlamente, um wirksame Verbesserungen im Kinderschutz, die längst angemahnt seien, in der Gesetzgebung umzusetzen.