Wer Kinder vernachlässigt, tut ihnen Gewalt an

Der Deutsche Kinderverein e.V. stellt die vielen Gesichter von Vernachlässigung im Auftrag der Landesregierung Kärnten in einem Dialogbild dar

Erneut nutzt der Deutsche Kinderverein e.V. das Format des Dialogbildes, um über die vielen Formen von Gewalt und Misshandlung, die Kinder erleiden, zu informieren. Dies gemeinsam und im Auftrag der KÄRNTENER LANDESREGIERUNG, Fachstelle Kinderschutz.

Mit der Agentur Dialogbild entwickelten die Kinderschützer eine großformatige Grafik, die in zwölf beispielhaften Szenen die Bandbreite von Vernachlässigung aufzeigt. Das fängt bei Eltern an, die ihre Aufsichtspflicht nicht wahrnehmen, ihren Kindern Zuneigung verweigern oder die Wohnung verwahrlosen lassen und reicht bis zu Polizisten und Lehrern, die bei offensichtlichen Problemen wegschauen. „Vernachlässigung hat viele Gesichter und beginnt oft schon sehr subtil in unserem Alltag“, erklärt Rainer Rettinger, Geschäftsführer des Kindervereins. „Das Dialogbild soll helfen, diese Form von Gewalt gegen Kinder bewusst zu machen.“
Dass Venachlässigung eine Form von Gewalt gegen Kinder ist, darin sind sich Wissenschaftler und Kinderschützer einig. Langzeitfolgen von körperlicher Gewalt und Vernachlässigung sind demnach durchaus vergleichbar. In einer Studie haben Forscher der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig den Stresshormonpegel von misshandelten Kindern untersucht. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass ihr Pegel ab einem bestimmten Alter unter dem von nicht misshandelten Kindern liegt. Für die Untersuchung wurden über 500 Kinder einbezogen, etwa die Hälfte erfuhr in der Kindheit Gewalt, sexuellen Missbrauch oder Vernachlässigung – sei es körperlich, emotional oder kognitiv. “In unserer Stichprobe hatten wir sehr viele vernachlässigte Kinder. Dieser Aspekt ist in der öffentlichen Wahrnehmung unterrepräsentiert, wir sprechen von der ‘Vernachlässigung der Vernachlässigung’. Dabei kann die Vernachlässigung von Kindern schwerwiegende Folgen haben. In unserer Studie traten für diese Gruppe die größten Effekte im Stresshormonpegel auf”, sagt Dr. Lars White, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Leipzig.
So setzt das Dialogbild in Alltagssituationen an: Eine Mutter schaut auf ihr Handy während das Kind auf dem Spielplatz in eine gefährliche Situation gerät, im Homeoffice wird ein Kind völlig ignoriert, Kinder sind bei Kälte nicht angemessen bekleidet, eine völlig verdreckte und verwahrloste Wohnung ist zu sehen. Ein Säugling wird nicht entsprechend versorgt, Kinder werden eingesperrt, Polizisten gehen achtlos an einem auf einer Parkbank schlafenden Jugendlichen vorbei, in der Schule achtet niemand darauf, dass eines der Kinder nie etwas zu Essen hat. „Aufmerksamkeit und ein Bewusstsein für Vernachlässigung sind der erste Schritt, den wir mit dem Dialogbild erreichen wollen“, sagt Raphael Schmid von der Kärntener Landregierung. Nur damit sei es möglich, Vernachlässigung zu erkennen und die nötigen Maßnahmen einzuleiten.

Weitere Infos unter: kinderschutz.ktn.gv.at

Das Dialogbild mit erklärenden Texten finden Sie hier:

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