Kinderschützer fordern: Mehr Augenmerk auf Persönliche Eignung von Fachkräften 

Mit  Trauer und Erschütterung beobachtet der Deutsche Kinderverein e.V. die täglichen Meldungen zum Fall der dreijährigen Greta. Das Mädchen war in einer Kita in Viersen zu Tode gekommen – mittlerweile wurde eine Erzieherin wegen Mordverdachts verhaftet.

„Diese Tragödie wirft ähnliche Fragen auf wie die großen Missbrauchsskandale der vergangenen Jahre“, sagt Rainer Rettinger, Geschäftsführer des Deutschen Kindervereins mit Sitz in Essen. „Es sind die Fragen nach der Wirksamkeit von Kontrollen im Kinderschutz, Fragen nach der Ausbildung unserer Fachkräfte, Fragen nach der Zusammenarbeit von Behörden. Außerdem geht es um Tabuisierung und Wegsehen.“

Medienberichten zufolge galt die tatverdächtige Erzieherin als ungeeignet, war bereits im Anerkennungsjahr negativ aufgefallen. Trotzdem bekam sie den Abschluss und immer wieder neue Jobs. Der persönlichen Eignung müsse in der Ausbildung zu sensiblen Berufen besondere Aufmerksamkeit zukommen, fordert der Kinderverein. „Die Landesregierung muss aufklären, wie die Verdächtige ihre staatliche Anerkennung bekommen konnte“, fordern die Kinderschützer. Zudem fordert der Deutsche Kinderverein e.V. dass die Prüfungsprotokolle gelesen werden und die daraus folgende Begründung der Prüfer. Ebenso sollte das Sozialministerium einbezogen werden, dass die Erzieherausbildung verantwortet.

Der Fall Greta brachte mehrere Vorfälle an drei weiteren Kitas ans Tageslicht, an denen die Erzieherin beschäftigt war. Zum Teil gab es mehrere Notarzteinsätze innerhalb weniger Monate. Träger, Kitaleitung und Kollegen, Jugendamt, Unfallkasse, Ärzte – viele Personen sind bei derartigen Vorfällen involviert und niemandem fällt etwas auf? „Dass bei solch schrecklichen Vorkommnissen kein Schutzkonzept greift, muss doch sehr verwundern“, stellt Rainer Rettinger fest und verweist auf die langjährige Forderung des Vereins, den Kinderschutz samt der Prävention und dem Erkennen von Misshandlungen in die Ausbildung aller Berufe mit Umgang mit Kindern verpflichtend aufzunehmen.

Vielerorts herrscht Mangel an Erzieherinnen und Erziehern, schlechte Bezahlung und schwierige Arbeitsbedingungen machen den Job nicht attraktiver. Die Einrichtungen stehen unter dem Druck, Personal zu finden und sind gleichzeitig auf ein positives Bild in der Öffentlichkeit angewiesen. All das begünstigt Stillschweigen und Tabuisierung, wenn es um Fehlverhalten pädagogischer Fachkräfte geht – der Menschen, denen wir unsere Kinder anvertrauen. „Diese Fachkräfte, ob Erzieher, Sozialpädagogen oder Lehrer, benötigen nicht nur Fachwissen“, sagt Rainer Rettinger. „Hier sind Konzepte gefragt, die sich mit der psychologischen und emotionalen Eignung dieser Menschen für ihren Beruf beschäftigen.“