Seine Empfehlungen für einen wirksameren Kinderschutz hat der Deutsche Kinderverein e.V. in einer Anhörung mehrerer Landtagsausschüsse in Düsseldorf vorgestellt. Hintergrund sind die Missbrauchsskandale der vergangenen Jahre und das dabei festgestellte Versagen staatlicher Behörden. „Erneut müssen wir mit Lügde erneut erleben, wie das Versagen staatlicher Institutionen über Jahre das unvorstellbare Leid zahlreicher Kinder nach sich zieht“, erklärte Rainer Rettinger, Geschäftsführer des Vereins. Die Empfehlungen hat der Deutsche Kinderverein gemeinsam mit Prof. Dr. Maud Zitelmann, Professorin für Kinderschutz und Jugendhilfe an der Frankfurt University of Applied Sciences erarbeitet.
„Der Schutz der Schwächsten, nämlich unserer Kinder, zählt zu den wichtigsten Aufgaben des Staates“, stellte Rainer Rettinger schon vor offiziellen der Anhörung heraus. Um ihn zu verbessern, fordern die Kinderschützer eine Enquete-Kommission, deren Mitglieder die Geschehnisse unabhängig aufarbeiten und das Melde-, Schutz- und Hilfesystem kritisch untersucht. Der Deutsche Kinderverein setzt sich zudem für die Einsetzung eines unabhängigen Kinderschutz-Beauftragten mit Schwerpunkt „Sexuelle Gewalt“ in NRW und Niedersachsen ein. Der Beauftragte soll die Aus- und Fortbildung aller Berufsgruppen im Kinderschutz kritisch im Blick haben, zur Anlaufstelle für Beschwerden und Whistleblower werden und unabhängige Ombudsstrukturen in der Jugendhilfe schaffen.
Ein besonders wichtiges Anliegen des Kindervereins ist die zielgerichtete Ausbildung aller Berufsgruppen, die mit Kindern zu tun haben. „Kinderschutz muss zum Pflichtfach in der Erzieherausbildung, im Studium Soziale Arbeit, in der Pädagogik und Erziehungswissenschaft, in der Ausbildung für das Familiengericht, im Psychologiestudium, in der Ausbildung von Kinderärzten und Sachverständigen werden“, unterstreicht Prof. Dr. Maud Zitelmann.
Die 186 Jugendämter in NRW, so stellt der Kinderverein fest, arbeiten alle nach ihrem jeweils unterschiedlich ausgeprägten Schutzverständnis. Der Verein empfiehlt daher ein „Modellprojekt Jugendamt“, das durch gute Ausstattung und die Fokussierung auf die Lebensgeschichte und Bedürfnisse des Kindes eine landesweite, wenn nicht gar bundesweite Vorbildfunktion entwickeln soll. Dazu gehören auch eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit, kindgerechte Internetauftritte, eine Kinderschutz-Hotline nach Berliner Vorbild und eine Fachaufsicht für Jugendämter.
Nicht zuletzt empfiehlt der Deutsche Kinderverein e. V. dringend eine landesweite unverzagte Kampagne „Kinderschutz und Kinderrechte“ in Schulen, Kitas. Einen Anfang hat die Kampagne „Unterstützung, die ankommt“ geleistet. Sie muss weiter ausgeführt werden, sensibilisieren, aufklären, aber auch aufrütteln. Die Inhalte sollten die jungen Zielgruppen erreichen, und dies vor allem in den sozialen Medien, wie Facebook und Youtube.