Nicht wegschauen, sondern helfen!

Zum Film des Dialogbildes

Das Dialogbild des Deutschen Kindervereins gewinnt in diesem Jahr den Deutschen Fundraisingpreis und konnte sich gegen große Organisationen durchsetzen. Am 28. April 2016 wird er im Rahmen einer Gala in Anwesenheit von 500 Fundraisern von gemeinnützigen Organisationen überreicht.
So schreibt die Jury:

Kindesmisshandlung ist ein in Deutschland und weltweit vieldiskutiertes Thema, das selten so eindrucksvoll visualisiert wird wie bei der Kampagne das Deutschen Kindervereins Essen mit seinem Dialogbild. Das Bild ist professionell gezeichnet und kann sowohl als Plakat als auch dialogorientiert im Internet und per Projektion gezeigt werden. Es visualisiert die verschiedenen  Aspekte von Kindesmisshandlung und -missbrauch und zeigt Möglichkeiten, durch bewusstes Hinschauen und Melden solche Straftaten  zu bekämpfen. Durch die Beteiligung von Prominenten gewinnt die Kampagne an Aufmerksamkeit. Dass der Verein nicht nur öffentliches Bewusstsein schafft, sondern auch selbst anpackt, zeigt das geplante Kinderhilfeprojekt in Bad Karlshafen.

Mit einer besonderen Art der Visualisierung will der Deutsche Kinderverein Essen e.V. mit diesem Dialogbild aufrütteln und mit bewusst deutlichen Darstellungen auf das Thema Kindesmisshandlung in Deutschland aufmerksam machen.

„Das Dialogbild zeigt einzigartig die dramatische Situation von Kindesmisshandlung in Deutschland auf“, sagt Rainer Rettinger, Geschäftsführer des Kindervereins. „Es schockiert den Betrachter, weil es Zahlen und Fakten anschaulich macht und zeigt, dass Misshandlungen keine Einzelfälle sind. So wird ersichtlich, wie dringend notwendig grundlegende Veränderungen im Kinderschutz bei uns sind.“  Zum Dialogbild gibt es auch auf http://www.deutscher-kinderverein.de/dialogbild eine interaktive Version. Der User kann sich auf seinem PC oder Tablet in einzelne Bilder hinein zoomen und die dazu erklärenden Texte lesen.

Auf der linken Seite des Bildes sind Nachrichtenmeldungen verarbeitet wie die der jungen Mutter aus Berlin, die ihr Neugeborenes in einer Mülltonne entsorgt, Kinder werden geschlagen oder vernachlässigt und der Jugendamtsmitarbeiter, der als kühner Ritter die Kinder retten will, hat nur ein abgebrochenes Schwert und einen lahmen Gaul.

Der Kinderverein kritisiert hier überlastete Jugendämter und fehlende einheitliche Standards in der Jugendarbeit. „Es darf nicht sein, dass es erheblichen Ermessensspielraum für Jugendamtsmitarbeiter gibt und alle in Deutschland unterschiedlich arbeiten, ohne einheitliche Standards und Verfahren. Dies gilt in gleichem Maße für freie Träger in Deutschland. Auch deshalb haben wir einen Vorschlag zur Qualifizierung und Verifizierung von Jugendämtern und freien Trägern in Zusammenarbeit mit dem TÜV Rheinland der Familienministerin überreicht“, so Rettinger. Es geht nicht um eine pauschale Verurteilung von Jugendämtern und freien Trägern, aber Kinder dürfen niemals Grundlage für lukrative Geschäfte sein. Alle sind in der Verpflichtung Kinder zu schützen, so Rettinger weiter. Eine weitere zentrale Forderung ist die Aufnahme der Kinderrechte nach der UN-Konvention in unser Grundgesetz. Das Kind, das im Bild diese Rechte in den Bundestag bringen möchte, wird jedoch vom Bundesadler schroff abgewiesen. Die trockene Statistik – jeden Tag werden zwölf Kinder krankenhausreif geschlagen, fast jeden dritten Tag stirbt ein Kind in Deutschland an den Folgen von Misshandlung – setzt das Dialogbild schonungslos visuell um.

Der rechte Teil des Bildes zeigt beispielsweise die Kinderrechte umgesetzt, eine Reaktionspflicht für Mediziner eingeführt und Jugendamtsmitarbeiter rechtsmedizinisch geschult. In Bad Karlshafen soll es ein Haus des Kindervereins geben, in dem misshandelte Kinder mit ihren Pflegeeltern Urlaub machen können und Seminare für Kinderärzte und Jugendamtsmitarbeiter angeboten werden. Zudem sind im Bild Unternehmen und Menschen eingearbeitet, die den Kinderverein bereits unterstützen – etwa das Unternehmen PayPal, die Krankenkasse BARMER GEK, Wochenzeitung Die Zeit, ip consulting, die Hamburger Agentur Zum Goldenen Hirschen, die Düsseldorfer Agentur Kremer Kommunikation, der Sänger Andreas Bourani oder der Schauspieler Armin Rohde. Für weitere Sponsoren haben die Illustratoren übrigens vorausschauend noch Platz gelassen.

Gestaltet wurde das Bild von der Hamburger Agentur Dialogbild GmbH.