Deutscher Kinderverein e.V. erstattet Strafanzeige im Fall Fabio
Wurden staatliche Stellen ihrer Verantwortung im Kinderschutz nicht gerecht?

 

Am 21. April starb der fünfjährige Fabio. Der Notarzt, der nur noch den Tod feststellen konnte, fand Verletzungen, die mit einem Sturz aus dem Bett, wie es die Mutter berichtete, nicht vereinbar schienen und schaltete die Polizei ein. Mutter und Stiefvater müssen sich wegen Totschlags durch Unterlassen bzw. Totschlags verantworten, nachdem klar war, dass Fabio ein Opfer von Missbrauch und häuslicher Gewalt wurde.

In der Vorgeschichte finden sich jedoch Anzeichen, dass möglicherweise staatliche Stellen Fabios Tod hätten verhindern können. Der Deutsche Kinderverein e.V. hat nun Strafanzeige wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen gegen Mitarbeitende des Jugendamtes Mönchengladbach gestellt.

Seit 2015 wurde die Familie vom Jugendamt betreut, im März dieses Jahres meldete die Kita dem Jugendamt verdächtige blaue Flecken bei Fabio und hielt eine Kindeswohlgefährdung aufgrund der Überforderung der Mutter für wahrscheinlich. Bei einem Besuch des Jugendamtes sechs Tage danach konnten die Verletzungen angeblich aber schlüssig erklärt werden, eine Gefährdung habe nicht bestanden. „Nach der Meldung der Kita wäre ein sofortiger unangekündigter Hausbesuch nebst rechtsmedizinischer Untersuchung erforderlich gewesen“, begründet der Kinderverein seine Anzeige. Auch habe das Jugendamt nicht geklärt, warum Fabio zwei Tage nach Meldung der Kita dort nicht mehr erschienen war. Zehn Tage später musste die Kita wegen der Corona-Pandemie schließen, wenige Tage später war Fabio tot.

Den Kinderschützern ist es wichtig, dass die zuständige Staatsanwaltschaft auch die internen Verwaltungsvorgaben und Strukturen des Jugendamtes untersucht, damit gegebenenfalls Verbesserungen zur Prävention vorgenommen werden können. Dazu sind unter anderem folgende Fragen zu stellen: Wie viele Familien betreut eine Fachkraft? Sind die Mitarbeiter des Jugendamtes in Bezug auf Kindesmisshandlung aus- und fortgebildet? Gibt es Richtlinien zur verpflichtenden medizinischen Beurteilung körperlicher Anzeichen auf schwere Vernachlässigung, auf körperliche Misshandlung oder sexuelle Gewalt? Gab es keine Schutzmaßnahmen für gefährdete Kinder während der coronabedingten Schließung der Kita? Gibt es Richtlinien, wann eine strafrechtliche Ermittlung bei Verdacht auf Misshandlung einzuleiten ist? „Wir schulden dem kleinen Fabio, der in staatlicher Verantwortung zu Tode kam, eine umfassende, fachlich fundierte Analyse der Ursachen seines grausamen Todes“, fasst Rainer Rettinger das Anliegen des Kindervereins zusammen.