Kinderschutzambulanzen verzeichnen wachsende Patientenzahlen, sind jedoch unterfinanziert

Wichtige Anlaufstellen für den Kinderschutz sind auf Spenden angewiesen

Alte, unbehandelte Knochenbrüche, blaue Flecken an ungewöhnlichen Körperstellen, Striemen, Würgemale, Verletzungen im Genitalbereich. Mehr und mehr Kinder werden vom Jugendamt oder den eigenen Eltern in Kinderambulanzen gebracht. Bundesweit stagniert die Zahl misshandelter Kinder auf beunruhigend hohem Niveau.

Kinderschutzambulanzen verzeichnen immer mehr Zulauf, weil die Schwelle für Eltern und Jugendämter, Verdachtsfälle untersuchen zu lassen, hier niedrig ist. Zudem wächst die Bekanntheit von Anlaufstellen und die Aufmerksamkeit in der Bevölkerung. In 32.000 Fällen sind allein Jugendämter in Nordrhein-Westfalen wegen des Verdachts auf Kindeswohlgefährdung tätig geworden, gut ein Drittel der Fälle bestätigte Verwahrlosung, Misshandlung oder Missbrauch.

Die Zahlen zeigen, wie sehr in Deutschland Kinderschutzambulanzen leider benötigt werden. Zwei Beispiele: Die Kinderschutzambulanz in Datteln behandelte im Jahr 2011 rund 150 kleine Patienten. Mittlerweile sind es knapp 1000 Kinder. Tausend kleine Kinder, verwahrlost, misshandelt, missbraucht. Das Kinderkompetenzzentrum der Rechtsmedizin in Hamburg untersuchte im letzten Jahr rund 800 Kinder, die meisten zwischen Baby- und Grundschulalter. Finanziell abgesichert ist ihre Arbeit allerdings noch immer nicht: Kinderschutz gehört in Deutschland nicht zu den Regelleistungen der Krankenkassen, Kinderschutz wird bislang vor allem durch Spenden finanziert. Kinderärzte berichten von Notfallpauschalen zwischen 13 und 30 Euro für ausführliche Untersuchung, Dokumentation und die nötigen Kontakte zu Jugendamt, Polizei und Gerichtsmedizin. Für den Berufsverband der Kinderärzte ist Gewalt gegen Kinder in Deutschland ein „ungelöster Skandal“, wie es der Verbandssprecher Hermann Josef Kahl formulierte.