Mit Kindern lässt sich für alles werben: für eine Versicherung, das Familienauto oder eine Margarine. Natürlich auch für Parteipolitik wie gerade wieder im aktuellen Bundestagswahlkampf. So zeigt ein Plakat der SPD zwei Kinder, deren aufgerissene Münder Lautstärke suggerieren. Damit möchte die Partei auf ihre Familienpolitik hinweisen, die dem Text auf dem Plakat nach „laut und fordernd“ sein soll.
Der Deutsche Kinderverein e.V., der sich bundesweit für Kinderrechte und gegen Misshandlung engagiert fragt sich beim Anblick des Plakates, wer hier eigentlich laut ist und was eigentlich gefordert wird. An sich will die Partei laut sein, das Foto zeigt in echter Nervensägenmanier jedoch laute Kinder. Kinder als optische Lautsprecher für Parteipolitik? Der Eindruck des Mittels zum Zweck wird noch durch den seltsam abgeschnittenen Kopf des Jungen verstärkt, der so auf seinen schreienden Mund reduziert wird.
Inhaltlich – und das ist bekanntermaßen ein Merkmal des aktuellen Wahlkampfes – bleibt das Plakat vollkommen inhaltsleer und unkonkret. Was ist eine laute und fordernde Familienpolitik? Was wird gefordert? Mehr Geld für Eltern? Mehr Schutz für Kinder? Bessere Betreuungsangebote?
Der Deutsche Kinderverein e.V. hat sich angesichts solcher Parteienwerbung zu einer eigenen Plakatkampagne entschlossen. „Wir wollen mit unserem Plakat konkret in der Aussage werden. Gerade wenn es um den Schutz von Kindern geht. Politiker und Parteien reden viel, schützen tut dies Kinder aber nicht“, erklärt Rainer Rettinger, Geschäftsführer des Vereins. „Jedes sechste Kind leidet unter körperlicher Gewalt“, teilt das Plakat der Kinderschützer mit. Noch immer seien die Zahlen von Kindesmisshandlungen auf einem beunruhigend hohen Niveau, so Rettinger. Das Plakat rüttelt auf und macht klar: Wir sind gefragt, ob Politik, Parteien, Jugendämter, Justiz, Medien und Kinderschützer. Jeder von uns. „Es ist Zeit für sinnvolle und konkrete Politik, die Kinder wirkungsvoll schützt“, so Rainer Rettinger.