Deutscher Kinderverein startet Schütteltrauma-Kampagne in Berlin
Drei Sekunden schütteln und ein ganzes Leben ist zerstört. Jedes Jahr sterben in Deutschland Kinder, weil sie von ihren Eltern oder anderen Aufsichtspersonen geschüttelt werden. Seit Anfang 2017 sind allein in Berlin und Brandenburg 13 Schütteltrauma-Fälle bekannt. Drei Kinder sind an ihren Verletzungen gestorben.
Der Deutsche Kinderverein startet eine Kampagne zum Thema Schütteltrauma in Berlin und in enger Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Neukölln. Mit Unterstützung der WALL GmbH, der Gesobau AG, der Charité Berlin, der Bundestagsabgeordneten Christina Schwarzer und des Bezirksamtes Neukölln, soll auf die Gefahren des Schüttelns von Kleinkindern aufmerksam gemacht werden.
Zu der Kampagne gehören:
1. ein tonloser Film, der im U-Bahnhof Friedrichstraße gezeigt wird,
2. rund 300 City Light-Säulen und
3. digitale Poster in der ganzen Stadt
4. und einer Webseite: www.schütteltrauma-berlin.de
Damit erreicht die Aktion rund 2,6 Millionen Menschen. Zusätzlich erhalten junge Familien kurz nach der Entbindung einen Flyer, der Eltern über die Gefahren des Schütteltraumas informiert. Im Mittelpunkt steht dabei die Telefonnummer der Kinderschutzhotline Berlin, die überforderten Eltern Hilfe anbietet.
Zitate der beteiligten Personen:
Rainer Rettinger, Geschäftsführer Deutscher Kinderverein:
„Schütteltraumata ist leider seit vielen Jahren ein bekanntes Phänomen. Und jedes Jahr sterben Kinder. Dass sich das Bundesfamilienministerium erst auf Druck des Bundestages und einiger engagierter Abgeordneten zu einer Aufklärungskampagne bemüht, ist ein Armutszeugnis der Regierung und ein Skandal. Weil uns dieses Thema wirklich wichtig ist, starten wir schon jetzt mit einer Kampagne, die sensibilisieren, vor allem aber aufrütteln soll.“
Prof. Dr. Michael Tsokos, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Charité und des Landesinstituts für gerichtliche und soziale Medizin Berlin, Ärztlicher Leiter der Gewaltschutzambulanz der Charité:
„Es ist Zeit, dass das Thema Schütteltrauma endlich verstärkt in den Fokus von Öffentlichkeit und Politik gerät. Nur mit einer solchen Kampagne, wie sie jetzt vom Deutschen Kinderverein initiiert wird, können die gefährdeten Säuglinge besser geschützt und vor dem Schlimmsten bewahrt werden.“
Christina Schwarzer, Neuköllner Bundestagsabgeordnete:
„Alle Eltern können es bestätigen: Schreien kann richtig nerven! Aber Schütteln kann töten und ganze Familien zerstören. Dazu dürfen wir es nicht kommen lassen. Ich bin dem Deutschen Kinderverein dankbar, dass er zusätzlich zur von mir initiierten Kampagne des Bundesfamilienministeriums für dieses Thema wirbt.“
Andreas Bourani, Botschafter des Deutschen Kindervereins:
„Schütteltrauma ist Kindesmisshandlung mit lebensbedrohlichen Folgen. Dass es in diesem Jahr bereits drei Fälle von lebensgefährlichem Schütteltrauma in Berlin gibt, macht mich sehr betroffen. Ich bitte Eltern darum sich Hilfe zu holen, und ich bitte um Ihre Unterstützung für den Deutschen Kinderverein, damit hoffentlich bald eine deutschlandweite Kampagne gestartet werden kann.“
Dr. Saskia Etzold, stellv. Leiterin der Gewaltschutzambulanz der Charité Berlin:
„Schütteln kann das Leben eines bis dato gesunden Kindes innerhalb von Sekunden beenden oder für immer verändern: 20 Prozent der Kinder versterben. 80 Prozent überleben zwar, aber nur knapp 10 Prozent von ihnen werden wieder vollständig gesund! Jeder muss um die Gefährlichkeit des Schütteltraumas wissen, deshalb ist diese Kampagne so wichtig!“
Falko Liecke, Stadtrat für Jugend und Gesundheit in Neukölln:
„Wir hatten in unserem Neukölln einige tragische Fälle, bei denen Kleinkinder geschüttelt wurden. Die Konsequenz sind schwerste Verletzungen oder der Tod. Darum haben wir auch als einziger Berliner Bezirk eine eigene Schreibabyambulanz. Mit dieser Kampagne wollen wir dazu beitragen, dass sich Familien Hilfe suchen, bevor es zu spät ist.“
Frauke Bank, Leiterin Unternehmenskommunikation der Wall GmbH:
„Durch unsere Werbeflächen können wir Aufmerksamkeit und Reichweite generieren. Wir stellen daher dem Deutschen Kinderverein gern Werbeflächen in Berlin zur Verfügung, um die Öffentlichkeit für die Gefahren des Schütteltraumas zu sensibilisieren. Für ein solches Thema kann es einfach nicht genug Kommunikation und Aufklärung geben.“