Es sind Zahlen die schockieren und die Frage aufwerfen, ob der Kinderschutz in Deutschland versagt hat. In der heutigen Bundespressekonferenz  erläuterte BKA Präsident Holger Münch, dass im Jahr 2015 insgesamt 130 Kinder getötet wurden. 81 Prozent von ihnen waren zum Zeitpunkt des Todes jünger als sechs Jahre. In 52 weiteren Fällen blieb es bei einem Tötungsversuch.

Die Fallzahl vollendeter fahrlässiger Kindstötungen stieg um 51 Prozent an. Die Landeskriminalämter der Länder Rheinland-Pfalz und Sachsen meldeten in diesem Bereich einen Anstieg von 300 Prozent, Hessen musste einen Anstieg von 500 Prozent bekannt geben.

Die Zahl der Fälle gegen Kinder gerichteter körperlicher Misshandlungen sank um sechs Prozent. 3.929 Kinder waren hiervon betroffen. Im Bereich sexueller Gewalt weist die Statistik einen geringen Rückgang von 3,24 Prozent auf, doch wurden noch immer 13.928 Fälle registriert. Das sind fast 270 Fälle sexueller Gewalt gegen Kinder pro Woche – 38 betroffene Kinder jeden Tag.

„Uns haben diese Zahlen sprachlos gemacht, zumal sie nur das Hellfeld darstellen“, so Rainer Rettinger, Geschäftsführer des Deutschen Kindervereins. Es ist davon auszugehen, dass weitaus mehr Taten hinter verschlossenen Türen stattfinden und somit unentdeckt bleiben.

Diese Zahlen dürfen nicht nicht tabuisiert, ignoriert, bagatellisiert und vergessen werden, weder von der Politik, Medien und Justiz noch von den Jugendämtern und schon gar nicht von der Gesellschaft. Die Politik ist dringend aufgefordert Maßnahmen zu ergreifen, die den Schutz von Kindern verbessern.

Wir brauchen dringend eine grundlegende Verbesserung des Kinderschutzes in der Bundesrepublik, eine gesetzliche Normierung der rechtsmedizinischen Schulung von Jugendamtsmitarbeitern und anderen Kinderschützern,  Veränderungen des Heilberufe- und Bundeskinderschutzgesetzes, um Kindesmisshandlung schnell und effektiv zu begegnen und eine valide Evaluation von Jugendhilfemaßnahmen für Jugendämter und freie Träger. Es muss von allen Seiten alles getan werden, damit immer weniger Kinder aus diesen Gründen leiden müssen.